Die Methode der Pohltherapie
Viele Beschwerden gelten als rein psychosomatisch oder psychisch bedingt. Die Tastuntersuchung zeigt jedoch: diese Leiden spielen sich nicht nur in Kopf oder Seele der Betroffenen ab, sondern basieren auf chronischen Verspannungen in den Muskeln, Sehnen, Faszien sowie im Bindegewebe der Haut. Gleichzeitig gibt es eine Störung in der Körperwahrnehmung, so dass die Verspannungen dem Bewusstsein nicht zugänglich sind und dadurch auch nicht mehr bewusst aufgelöst werden können. Es handelt sich also um Sensomotorische Störungen, d.h. um Störungen der Körperwahrnehmung, Bewegung und Steuerung.
Ein kräftiger Muskel ist ein aktionsbereiter Muskel, der sich anspannen und entspannen kann. Helga Pohl
Die Dauerkontraktionen bilden und verstärken sich durch Verletzungen, psychische Belastungen, Fehlhaltungen und schädliche Angewohnheiten. Die Dauerkontraktionen finden sich gewöhnlich nicht nur am Ort der Beschwerden, sondern ziehen sich als unbewusstes individuelles Spannungsmuster durch den ganzen Körper. In einem Kreisprozess reagiert stets der gesamte Organismus – mit Leib und Seele. Ist man in diesen Dauerkontraktionen gefangen, fühlt man sich körperlich wie seelisch schlecht und findet allein keinen Ausweg.
Erst wenn Du weisst, was du tust, kannst du tun, was du willst. Moshé Feldenkrais
Die Pohltherapie® umfasst fünf ineinander greifende Verfahren – dadurch wird die Muskelsteuerung über das Gehirn, der Muskel selber sowie das Bindegewebe der Haut angesprochen, die Bewegung mit gezielten Körperübungen wieder bewusst erlebbar gemacht sowie durch ein individuelles Körperbewusstsein-Training wieder aktiv erlebt – man spürt wieder, was man tut.
Pandiculations nach Thomas Hanna
Wenn Muskeln verspannt sind, lassen sie sich zwar häufig ertasten und in Fehlhaltungen auch optisch erkennen, können aber mit bildgebenden Verfahren nicht dargestellt werden.
Bei der Pandiculation fordert der Therapeut den Patienten auf, den angespannten Muskel noch stärker anzuspannen, während der Therapeut dies mit Gegendruck erwidert.
So spürt der Patient bewusst die Bewegung des Muskels in allen Anspannungsgraden bis hin zur völligen Entspannung. Dadurch gelingt es, durch Pandiculations chronische Verspannungen zu lösen, Fehlhaltungs- und unnatürliche Bewegungsgewohnheiten zu verbessern und die eigene Körperbewusstheit zu schulen. Der Patient lernt wieder zu spüren, was er tut. Dadurch kann er seine sensomotorische Amnesie überwinden.
Manuelle Schmerzpunktbehandlung von Muskelverhärtungen (Myogelosen) mit Bewegung
Auf chronisch verkürzten, verspannten Muskeln sind oft tastbare, druckschmerzhafte Verhärtungen spürbar, sogenannte Myogelosen oder Triggerpunkte. Diese Muskelverhärtungen können zu Bewegungseinschränkungen führen und Schmerzen verursachen.
Die Muskelverhärtungen und der Schmerz können durch gezielten Druck auf die schmerzhaften Punkte gelöst werden, während der Patient den Muskel dabei aktiv bewegt. Dadurch lernt er gleichzeitig, welche Muskelpartien für seine Verspannungen verantwortlich sind. Die Bewegung wird nach und nach spürbar freier, was von Patient und Therapeut wahrgenommen werden kann. Der Bewegungsumfang wird grösser während die Muskeln wieder lernen, sich zu entspannen und kraftvoller zu bewegen – denn nur ein Muskel, der sich entspannen kann, ist ein kräftiger Muskel (ein harter Muskel ist immer ein verspannter Muskel). Der Pohltherapeut zeigt dem Patienten ausserdem, wie er seine Muskelverspannung auch selber behandeln kann.
Manuelle Behandlung des Bindegewebes der Haut
Die Haut ist unser grösstes Sinnesorgan. Über die Haut können wir Berührung, Vibration, Schmerzen, unangenehme Empfindungen (z.B. Jucken, Brennen, Kribbeln), Kälte oder Wärme wahrnehmen. Das Bindegewebe der Haut ist formbar und elastisch und kann sich ganz individuell der Bewegung des Körpers anpassen.
Wie die Muskulatur kann sich auch das Bindegewebe (unabhängig von der Muskulatur) zusammenziehen und dauerhaft kontrahiert bleiben. Festes Bindegewebe kann zu chronischen Bewegungseinschränkungen, Schmerzen und Fehl- und Missempfindungen führen. An den Stellen, an denen Patienten ihre Beschwerden zeigen, finden sich häufig druckschmerzhafte Verhärtungen, Dellen oder Narben und die eingezogene Hauz ist optisch oft auch sichtbar. Das betroffene Hautareal wird mit einer punktuellen, rollenden Bewegung zwischen den Fingern durchgearbeitet, was von den Patienten oft als sehr schmerzhaft empfunden wird.
Nach der Behandlung ist das Gewebe weicher, beweglicher und wärmer. Die darunter liegende Muskulatur ist freier und wird beweglicher. In der Regel muss die Behandlung einige Male wiederholt werden, um einen anhaltenden Erfolg zu erzielen.
Körperbewusstseins-Training
Der Patient lernt zu spüren, welches im Alltag seine Fehlhaltungen sind und welche Muskelpartien er unwillkürlich angespannt hält und wie er dies vermeiden kann. Gemeinsam versuchen Therapeut und Patient den Zusammenhang von Beschwerden und Fehlhaltungen zu erkennen, indem sie beobachten, was der Patient im Alltag tut, wie er sich bewegt, arbeitet, sitzt, steht, läuft, liegt und atmet.
Durch Nachahmen dieser Bewegungen, Haltung und Gewohnheiten wird das individuelle Bewegungsmuster entschlüsselt und verspannte Muskelpartien werden ausfindig gemacht. Ziel ist es, mit der gelockerten, beweglicheren Muskulatur und der wachsenden Körperbewusstheit wieder zurück zu natürlichen Bewegungsabläufen zu finden und diese aktiv in den Alltag zu integrieren.
Sensomotorische Übungen
Sensomotorische Übungen werden im Gegensatz zu gymnastischen Übungen sehr langsam, achtsam und mit möglichst wenig Anstrengung ausgeführt – sie sollen keine Schmerzen bereiten.
Bei vielen Übungen wird, ähnlich wie bei den Pandiculations, ein Muskel oder eine Muskelgruppe zunächst bewusst stärker angespannt und dann über alle Stufen der Anspannung sehr langsam in die Entspannung bewegt.
Auch hier geht es wieder darum, zu spüren, was man tut. Die Übungen schulen das Körperbewusstsein und verbessern die Beweglichkeit nachhaltig. Sie sind einfach und praxisorientiert und können auch zu Hause geübt werden. Der Patient hat dadurch ein Werkzeug in der Hand, das ihn unterstützt, zurück zu seiner natürlichen Beweglichkeit zu finden.
Ziel der Pohltherapie ist es:
- Chronische Verspannungen von Muskeln und Bindegewebe zu lockern,
- Die Ursache der Beschwerden in den chronischen Verspannungen von Muskeln und Bindegewebe gemeinsam zu erkennen,
- Sich die Funktion und Bewegungsmöglichkeiten von Muskeln, ungesunde Haltungen und Gewohnheiten bewusst zu machen,
- Die Sensomotorische Amnesie zu überwinden,
- Sich von Schmerzen zu befreien und schliesslich
- Die natürliche Beweglichkeit wiederherzustellen und in den Alltag zu integrieren.
Die Pohltherapie kann Unterstützung bieten bei:
- Bewegungsstörungen ohne Befund, wie zunehmende Unbeweglichkeit, dem Gefühl von Steifigkeit, Fehlhaltungen, Schonhaltungen nach Verletzungen oder Operationen, Gangunsicherheit
- Chronischen Schmerzen und Beschwerden ohne Befund, wie Kopfschmerzen, Schulter- und Nackenschmerzen, Kieferschmerzen
- Rückenschmerzen, Hüft- und Gesässschmerzen, Schmerzen an den Gliedmassen, Narbenschmerzen
- sogenannten «funktionellen» Beschwerden ohne Befund, wie Reizhusten, Schluckbeschwerden, Schwindel, chronische Übelkeit, Darm- und Blasenbeschwerden
- Unangenehmen Empfindungen ohne Befund, wie Kribbeln, Jucken, Pelzigkeit, Brennen
- Depressiver Verstimmung, Erschöpfung, Müdigkeit, Kraftlosigkeit, innerer Unruhe.